18-07-2022
In seinem neuen Buch warnt der evangelische Theologe und Publizist vor einer Preisgabe der Autonomie des Menschen gegenüber der Technik. Er widmet sich den großen Fragen im Prozess der Digitalisierung und rät zu einem verantwortungsvollen Handeln.
Es geht nicht ums Klein-Klein. Etwa darum, wie oft wir – Pling! – auf den Bildschirm glotzen und denen, mit denen wir gerade im Gespräch sind, umgehend mit Desinteresse begegnen. Die Ethik der Digitalisierung, die Wolfgang Huber entwirft, kreist um die großen Fragen, etwa um die Künstliche Intelligenz, den Transhumanismus, die mögliche Aufspaltung von Körper und Information. Ebenso ermuntert sie, Begriffe, die wir tagtäglich verwenden, zu hinterfragen. Ein Beispiel: das autonome Fahren. Wird die Maschine mächtiger als der Mensch?
“Autonomie ist das große Wahrzeichnen von einer ethischen Haltung in der Neuzeit”, sagt Wolfgang Huber, der zu den bekanntesten evangelischen Theologen in Deutschland gehört und unter anderem als Ratsvorsitzender der EKD und als Bischof von Berlin-Brandenburg tätig war. “Autonomie ist das große Wort Immanuel Kants über das Wesen eines verantwortlich existierenden Individuums. Und wir machen uns anheischig, den Begriff der Autonomie auf Autos und Waffen zu übertragen – und damit unser Menschenbild an einer ganz entscheidenden Weise auszuhöhlen. Das ist gefährlich, weil sich Menschen dadurch der Aufgabe entziehen, die Regeln, nach denen wir Digitalisierung einsetzen, selbst zu bestimmen.”