Ein neues Wort macht prominent die Runde: Selbstreflexion, d.h. die Selbstbeobachtung des eigenen Verhaltens durch eigenes, prüfendes und vergleichendes Vor- und Nachdenken.
Die Herausforderungen an die digitale Transformation in diesen disruptiven und schnelllebigen Zeiten erfordern für unsere Entscheidungsträger sowohl in der Wirtschaft als auch in unserer Zivilgesellschaft ein verstärktes „Vordenken“.
Wie die großen Vordenker vor ihnen denken sie, was vorher noch niemand gedacht hat. Sie verstehen Veränderung als Chance und Innovation als Katalysator für ihre „licence-to-operate“, für zukünftiges Wachstum und sichern somit nachhaltig den Erfolg ihrer Organisationen.
Sie lassen sich in ihrer täglichen operativen Verantwortung nicht ablenken. Sie haben für Denken genügend Zeit und Ruhe; Zeit und Ruhe anstehende komplexe Situationen und Probleme intensiv „zu Über-Denken“.
Zu diesem „Über-Denken“ gehört auch das regelmäßige Überdenken und In-Frage-Stellen der eigenen Person. Dies sollte für Führungskräfte (z.B. Aufsichtsräte, Vorstände und Manager) eine Selbstverständlichkeit sein.
Ehrbare Führungskräfte haben die Fähigkeit zur (Eigen-) Reflexion, des Überdenkens und Unterbrechens, weil sie emotional, materiell und persönlich unabhängig sind. Unabhängigkeit bedeutet im Wesentlichen geistige Freiheit: Freiheit, die es z.B. jedem tapferen und mutigen Mitglied des Aufsichtsrats ermöglicht, ungestraft Kritik an den bestehenden Verhältnissen und agierenden Personen zu üben und auszusprechen.
Ehrbare Aufsichtsräte z.B. kritisieren und widersprechen bei Bedarf auch ihrem Aufsichtsratsvorsitzenden und/oder dem Mehrheitsaktionär (einschließlich Vertretern von sogenannten Private Equity Häusern) zum Wohle des Unternehmens – ganz im Sinne des griechischen Staatsmanns Perikles (ca. 490 v. Chr. – 429 v. Chr.) „Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut“.
Dazu muss die ehrbare Führungskraft im Vorfeld sich selbst gegenüber ehrlich sein und zahlreiche Fragen in einer Selbsteinschätzung und Reflexion beantworten. Dazu gehören leider auch ‚viele Fragen, deren Antworten man nur schwer ertragen kann’. Insbesondere die wichtigste Frage: ‚Will ich nur oder kann ich auch’? Ganz im Sinne von dem deutschen Komiker Karl Valentin (1882 – 1948) „Kunst kommt von können, nicht von wollen, sonst müsste es ja Wunst heißen.“
Bei der Lektüre der aktuellen Nachrichten ist man aber oft geneigt, zu denken: „Die es können, wollen nicht, und die wollen, können es nicht“.