Rechtszeitig zur WM lohnt sich ein Blick zurück und in die Zukunft. Anlässlich der letzten EM habe ich „PLOB®?!“ auch im Compliance Channel (s.u.) vorgestellt. Seitdem hat sich viel getan.
„PLOB®?!“ eignet sich als Kurzformel für Compliance und wird von Unternehmen verwendet, um jedem Mitarbeitenden ein griffiges Werkzeug zur Unterstützung bei Compliance-Unsicherheiten an die Hand zu geben.
“PLOB?!” steht für PRESSE, LEGAL, OMA, BAUCH und soll Mitarbeitenden helfen, sich in Dilemma Situationen richtig zu entscheiden. Der Mitarbeitende soll sich fragen, ob die Entscheidung bzw. Konsequenzen daraus morgen in der Presse stehen könnten, ohne dass das Unternehmen einen Reputationsverlust erleidet, ob sie legal ist, er diese theoretisch seiner Oma (seinem Umfeld) erzählen könnte, ohne in Erklärungsnot zu geraten und was das Bauchgefühl ihm sagt.
So kann PLOB®?! helfen, in Dilemma-Situationen eine gute Entscheidung zu treffen. Mitarbeitende begrüßen die einfache Herangehensweise, die häufig schon die nötige Klarheit schafft oder die Augen dafür öffnet, doch besser Rat zu suchen. An PLOB®?! gefällt auch, dass sich das Konzept leicht erklärt, man es sich gut merken kann und man sich Compliance mit einer gewissen „Leichtigkeit“ nähert. Häufig lautet die Compliance-Frage unter Kollegen mittlerweile schlicht: „hast Du das schon gePLOBt?!“
Andere Organisationen wollen „PLOB®?!“ als Kurzformel für Compliance nicht verwenden, weil es ihnen an der für Compliance aus ihrer Sicht nötigen Ernsthaftigkeit fehlt und „PLOB®?!“ eine unzulässige Reduzierung von Komplexität darstelle.
Ich bin überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich auch in diesen Organisationen das Konzept durchsetzt. (Vielleicht auch, weil die Mitarbeitenden diesen Beitrag lesen J.). Was spricht dagegen, zu versuchen, Compliance mit mehr Leichtigkeit zu versehen und sich ihr gegebenenfalls sogar mit einem Schuss Humor zu nähern? Wir wissen, Angst ist sicher der schlechteste Ratgeber und in vielen Unternehmen findet man Angst als Begleiter von Compliance. „PLOB®?!“ kann hier eine nötige Intervention sein, um die Organisation aus der „Angststarre/ Entscheidungslähmung“ zu führen. Auch lässt sich auf diese Art Mitarbeitenden Vertrauen zurückgeben.
Weshalb muss Compliance immer komplex sein? Sollte es nicht gerade ein zentrales Ziel sein, Entscheidungsprozesse nach Möglichkeit weniger komplex zu gestalten. Letztlich wird durch PLOB®?! erreicht, Mitarbeitende in einem frühen Stadium der Entscheidungsfindung für Compliance-Belange zu sensibilisieren und das eben „kurz und knackig“. Das neben „PLOB®?!“ regelmäßig komplexere Regelwerke und Prozesse existieren werden, auf die gegebenenfalls im nächsten Schritt zurückgegriffen wird, ist grundsätzlich der Fall und auch angezeigt.
Selbstverständlich, lässt sich auch die Botschaft von „PLOB®?!“ ausformulieren. Im Folgenden ein Beispiel für einen ausformulierten Ansatz, bei dem ich aufzeige (die Buchstaben in „rot“), wie „PLOB®?!“ m.E. all dessen Aspekte abdeckt.
Selbsttest zur Entscheidungshilfe (S.67 des aktuellen CoC von VW abgefragt am 18.6.2018):
Sollte ich mir im Einzelfall unsicher sein, ob mein Verhalten im Einklang mit den Grundsätzen unseres Code of Conduct steht, sollte ich mir folgende Fragen stellen:
- Habe ich bei meiner Entscheidung alle relevanten
Belange berücksichtigt und diese richtig abgewogen? = PLOB®?!
(Fachlicher Test) - Habe ich das Gefühl, dass ich mich mit meiner Entschei-
dung im Rahmen der gesetzlichen und internen Vorgaben = PLOB®?!
bewege? (Legalitätstest) - Stehe ich zu meiner Entscheidung, wenn diese ans Licht = PLOB®?!
kommt? (Vorgesetztentest) - Befürworte ich, dass unternehmensweit in allen
vergleichbaren Fällen ebenso entschieden wird? = PLOB®?!
(Verallgemeinerungstest) - Halte ich meine Entscheidungen weiterhin für richtig, wenn
mein Unternehmen sie in der Öffentlichkeit vertreten muss? = PLOB®?!
(Öffentlichkeitstest) - Würde ich meine eigene Entscheidung als Betroffener = PLOB®?!
akzeptieren? (Betroffenheitstest) - Was würde meine Familie zu meiner Entscheidung sagen? = PLOB®?!
(Zweite Meinung)
Habe ich die Fragen 1– 6 mit „ja“ beantwortet und ist auch Frage 7 positiv zu beantworten, stimmt mein Verhalten höchstwahrscheinlich mit unseren Grundsätzen überein. Verbleiben Fragen oder Zweifel, wende ich mich an die in diesem Kapitel genannten Anlaufstellen.
PLOB®?!
Entscheiden Sie selbst, welche Herangehensweise Sie für Ihre Organisation als nützlich erachten.
Ich glaube es macht besonders viel Sinn, einen ausführlicheren Ansatz mit „PLOB®?!“ zu ergänzen. Das lässt die Mitarbeitenden einen anderen Blick auf Ihren Ansatz werfen und erhöht gleichzeitig den Erinnerungsfaktor.
Na denn PLOB®?!