11-01-2023
Nachhaltigkeitskongress 2022 – Zukunftskongress für Wirtschaft mit Weitsicht
Vom 12. bis 14. Dezember 2022 fand der Nachhaltigkeitskongress 2022 in den Design Offices Fürst & Friedrich in Düsseldorf statt. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Wirtschaften mit Weitsicht“ und wurde von Prof. Dr. Andreas Löschel (Ruhr-Universität Bochum) geleitet und moderiert. Die Vorträge und Workshops an den insgesamt drei Veranstaltungstagen handelten von Nachhaltigkeitsstrategien, Ethik, regulatorischen Aspekten und Innovationen.
Nachhaltigkeit und Wirtschaft – das gehört zusammen
„Wir haben keine Zeit mehr“ – mit diesen eindringlichen Worten rief Ulf C. Reichardt, Leiter des Start-Ups NRW.Energy4Climate, dazu auf, wirtschaftliche Aktivitäten am Ziel der Klimaneutralität auszurichten. Energieversorgung und Nachhaltigkeit gehören zusammen, so Reichardt. Diese Überzeugung war nicht nur für die Namensgebung des Start-Ups maßgeblich, sondern ist es auch für seine Mission und Vision: Das Ziel der Klimaneutralität soll so schnell wie möglich erreicht werden, indem alle Kräfte im Bereich Klimaschutz und Energiewende gebündelt werden. Transformation erfordere dabei Vertrauen, Verantwortung und nicht zuletzt Mut, so Christoph Bertling, Geschäftsführer von Fachmedien Otto Schmidt. Hierfür braucht es gerade die explizite Verbindung zwischen Nachhaltigkeit und Wirtschaften, denn ohne Impuls von der wirtschaftlichen Seite funktioniere es nicht, erklärte Bertling.
Nachhaltigkeit hat mehrere Dimensionen
Das Thema Nachhaltigkeit ist vielschichtig und geht über rein ökologische Aspekte hinaus. So besteht heutzutage weitgehend Konsens darüber, dass der Begriff Nachhaltigkeit auch ökonomische, soziale und ethische Dimensionen umfasst. Besonders die wachsende soziale Ungleichheit betreffe auch die Unternehmen, wie aus dem Vortrag von Dr. Martin von Broock, Vorstandsvorsitzender des Wittenberg-Zentrums für Globale Ethik, hervorging. Von Broock fordert in diesem Zusammenhang nicht die „bessere Verteilung im schlechten Spiel, sondern Investitionen in bessere Spielfelder.“ Unternehmen könnten hierzu einen Beitrag leisten, indem sie soziale Faktoren in ihrem Wertesystem verankern, sich aktiv für soziale Themen engagieren und ihre Geschäftsmodelle und internen Prozesse darauf ausrichten, einen Beitrag für soziale Gerechtigkeit zu leisten. Soziale Nachhaltigkeit sei jedoch nicht mit Wohltätigkeit zu gleichzusetzen, so von Broock. Dies sei die sogenannte „CSR-Falle“. Um wirklich einen Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit zu leisten, müssen Unternehmen diesen Anspruch fest in ihren Überzeugungen, ihrer Ordnung und ihren Strategien verankern. Iris Braun, Gründerin und Geschäftsführerin von Share, betonte in diesem Zusammenhang nochmals, dass Unternehmen durch ihre Produkte und ihr Marketing soziale Normen mitdefinieren und wünschenswertes Verhalten der Konsumenten fördern können. Aufgrund dieser Stellung haben sie auch eine entsprechend große soziale Verantwortung, so Braun.
Nachhaltigkeit ist auch eine strategische Frage
Für eine nachhaltige Unternehmenstätigkeit braucht es mehr als die Erfüllung nachhaltigkeitsbezogener Pflichten in einem wachsenden regulatorischen Umfeld. Ob es ein Unternehmen mit der Nachhaltigkeit ernst meint, zeigt sich vor allem daran, inwieweit das Thema in die Business-Strategie eingebunden wird. Dr. Petra Wicklandt von Merck betonte in ihrem Vortrag, dass es hierfür in erster Linie einen überzeugten Vorstand brauch. Bei Merck sei Nachhaltigkeit eines der primären Unternehmensziele und damit auch relevant für Bonuszahlungen. Mithilfe sogenannter „R&D Sustainability Scorecards“ in den Geschäftsbereichen soll dabei sichergestellt werden, dass Produkte nicht nur immer besser, sondern auch nachhaltiger werden. Denn Nachhaltigkeit gehe immer mit Innovation einher, so Wicklandt.
In einer flüchtigen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Welt – einer sogenannten „VUCA-Welt“ (volatility, uncertainty, complexity, ambiguity) – sei Nachhaltigkeit die sicherste Wette, betont Alix Chambris von der Viessmann Gruppe. Das Unternehmen für Heiztechnik-Produkte investiere bereits seit Jahren in den Abbau von CO2-Emissionen, was sich in der gegenwärtigen Energiekrise auszahlt. Nachhaltigkeit in der Unternehmenstrategie zu berücksichtigen bedeute deshalb nicht zuletzt auch Resilienz, wie Chambris hervorhebt.
Econic Start-Up-Award
Der Nachhaltigkeitskongress 2022 hat gezeigt, dass Unternehmen zentrale Akteure der nachhaltigen und gesellschaftlichen Transformation sind. Umso wichtiger sind neue Ideen und neue Geschäftsmodelle, die den Wandel voranbringen. Im Rahmen des Econic-Start-Up-Awards wurden deshalb die Geschäftsmodelle von drei Start-Ups vorgestellt, die einen Beitrag für eine nachhaltigere Welt leisten wollen. Manaomea etwa produziert Stifte, Möbel und Innenausstattungen und nutzt Textilreste als Rohstoffquelle. Cozero wiederum bietet Software an, die es Unternehmen ermöglicht, Dekarbonisierungsstrategien zu implementieren und ihren Umwelteinfluss im Blick zu behalten. Gewinner des Publikumsentscheids war das Unternehmen Planner AI, das mit künstlicher Intelligenz gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen möchte.
Aus den drei Veranstaltungstagen gingen viele Erkenntnisse und neue Perspektiven hervor. Der Nachhaltigkeitskongress 2022 war somit ein voller Erfolg. Wir vom Compliance Channel und als Medienpartner bedanken uns ganz herzlich beim Veranstalter, den Fachmedien Otto Schmidt, sowie den Referenten für die informative Veranstaltung und freuen uns auf eine Wiederholung dieses spannenden Formats in 2023.