Weitere Frau an der Spitze von „Integrität und Recht“
Der Aufsichtsrat der KNORR-BREMSE hat zum 1. April ein neues Vorstandsressort „Integrität und Recht“ geschaffen (siehe Pressemitteilung) und Frau Dr. Claudia Mayfeld zur Vorständ*in berufen.
„Integrität und Recht: zwei wertbildende Faktoren im Konzern und für unsere Kunden. Als interne Dienstleister begleitet unser Ressort die Wege des Konzerns in Zukunftsmärkte, verankert Recht und Integrität als Grundlage des täglichen Handelns im Konzern und berät Planungsprozesse, Vertragsabschlüsse und strategische Entscheidungen“ so formuliert VOLKSWAGEN den Aufgabenbereich (siehe Homepage), der dort von der Vorständ*in Hiltrud Dorothea Werner seit 2017 (vormals Frau Dr. Christine Hohmann-Dennhardt) geleitet wird. Seit dem Weggang bei DAIMLER im Jahr 2016 von Frau Dr. Christine Hohmann-Dennhardt leitet die Vorständ*in Frau Renata Jungo Brüngger das gleichnamige Vorstandsressort bei DAIMLER.
Ohne andere kompetent Besetzungen zu gefährden
Nach einer Studie aus dem letzten Jahr ist der typische Dax-Vorstand „Männlich, 55 Jahre und deutsch“ (vgl. Handelsblatt). Das wollen auch die meisten nicht ändern. So hat sich bei KNORR-BREMSE der Aufsichtsrat extra für die Erweiterung des Vorstands von vier auf fünf Bereiche entschieden (vgl. Juve): „Dadurch haben wir die Möglichkeit geschaffen, dem Führungspositionen-Gesetz Rechnung zu tragen, ohne über andere kompetente Besetzungen entscheiden zu müssen“. Bei ALLIANZ heißt das entsprechende Vorstandsressort „Compliance und Recht“ und wurde bis Ende 2019 von Vorständ*in Frau Dr. Helga Jung geleitet (Nachfolgerin ist Frau Renate Wagner bei gleichzeitigem Auflösen des separaten Ressorts „Compliance und Recht“ und Eingliederung in den Bereich „Human Resources, Legal, Compliance, Mergers & Acquisitions“).
Der Gründer und Präsident der Stiftung Globale Werte Allianz, Professor Dr. Klaus M. Leisinger zeigt in seinem neuen Buch „Integrität im geschäftlichen Handeln“, dass Integrität vor allem eine persönliche Verantwortung ist: “Integre Führungspersonen schauen genau hin, handeln nach bestem Wissen und Gewissen und gehen mit gutem Beispiel voran“ (vgl. Buchbesprechung Wirtschaftsethik). Und zwar alle Führungspersonen. Alle Vorstände. Nicht nur die Ressortleitung für Integrität und Compliance.
The Ethics Study 2021
Diese aktuelle Ethikstudie (zu ethischem und verantwortungsvollem Wirtschaften von Principia Advisory in Zusammenarbeit mit Clifford Chance, der Internationalen Handelskammer, INvolve, GlobeScan und dem Institute of Business Ethics ) zeigt genau das wachsende Engagement aller (nicht nur der weiblichen) CEOs für Integrität und Ethik. Alle Führungskräfte stehen zunehmend vor schwierigen Entscheidungen, was das Richtige ist, und wenden sich der Ethik als alternative Linse für die Entscheidungsfindung zu:
97% fühlen sich persönlich verantwortlich, dass ihr Unternehmen das Richtige tut
96% glauben, dass das Richtige bedeutet, die eigenen Werte des Unternehmens sowie die geltenden Gesetze und Vorschriften zu befolgen
92% glauben, dass Unternehmen ihren eigenen Werten folgen sollten, auch wenn dies bedeutet finanzielle Renditen zu opfern.
Diese Erkenntnis mag auch der Grund sein, warum die meisten DAX30-Unternehmen gar kein separates Vorstandsressort „Integrität“ eingerichtet haben.
Schlußbemerkung
Sprachlich ist „die“ Integrität sowieso weiblich (vgl. DUDEN) und bedeutet Makellosigkeit, Unbescholtenheit, Unbestechlichkeit. Integrität ist eine ethische Forderung des philosophischen Humanismus nach möglichst weitgehender Übereinstimmung zwischen den eigenen Idealen und Werten einer jeden Führungsperson und der tatsächlichen Lebenspraxis.