Es gibt zahlreiche Werte und Werte-Managementsysteme in Wissenschaft und in Praxis wie zum Beispiel Leistungswerte (Qualität, Nutzen, Innovationsorientierung), Kommunikationswerte (Verständigung, Achtung, Zugehörigkeit), Kooperationswerte (Konfliktfähigkeit, Teamgeist, Loyalität, Glaubwürdigkeit) oder moralische Werte (Anständigkeit, Ehrlichkeit, Integrität, Fairness). Die Frage aller Fragen lautet: „Welche Werte sind mir als Führungskraft – privat und beruflich – am wichtigsten? Mit welchen eigenen Werte-Vorstellungen will ich unternehmerisch erfolgreich sein? Wie ist meine Einstellung z.B. zu Briefkastenfirmen, pro-aktiven Bilanzgestaltungen, Arbeitsplatzabbau, Korruption, Kartellabsprachen und modernen Steuersparmodellen? Wie finde ich Werte-orientierte Lösungen auf aktuelle Probleme z.B. der Digitalisierung und der Disruption? Welche eigene Haltung erlaubt mir eine eigene Perspektive und sichere Bewertung der Dinge?” Tugenden können hier eine gute Orientierung sein und Leitplanken liefern für ein anständiges Handeln.
„Keine Zeit ist so erbärmlich, dass man nicht wieder ehrlich werden könnte“ wusste schon der englische Dramatiker William Shakespeare (1564 – 1616). Ohne Ehrlichkeit als Grundvoraussetzung können Ethik und Moral nicht entstehen. Ohne Ehrlichkeit ist eine Werte-Orientierung nicht möglich. Leider vergessen wir gelegentlich die Tugend der Ehrlichkeit und der Rechtschaffenheit. Der eine mehr. Der andere weniger. Der eine absichtlich und der andere unbewusst. „Rechtschaffenheit ist eine seltene Tugend, und der Mensch, der sie im höchsten Maß zu besitzen glaubt, hat sie oft am wenigsten.“ so Honoré de Balzac (1799-1850), französischer Philosoph.
Ehrlichkeit ist etwas für starke und mutige Menschen. Schwache Menschen neigen zur Lüge. Jeder hört lieber unehrliche Komplimente als ernüchternde Wahrheiten. Leider leben wir in einer Welt, wo von vielen „der Ehrliche“ als schwach und dumm angesehen wird und „der Lügner“ auf Händen getragen und verehrt wird. Fremden Dritten vertrauen wir oft zu schnell und grundlos.
Wahrscheinlich auch deshalb, weil wir selbst anfällig sind für „schöne Worte“. Tröstende und beruhigende Lügen (comforting lies) hören wir lieber als unangenehme und lästige Wahrheiten (unpleasant truths). Auch wenn Thomas Mann (1875 – 1955), deutscher Schriftsteller, der Meinung war, dass „eine schmerzliche Wahrheit besser als eine Lüge ist“ so sind viele manchmal der Auffassung, dass „Wahre Lügen (true lies)“ das eigene Leben doch lebenswerter erscheinen lassen. Hier sollten wir uns stets an den chinesischen Philosphen Laotse (ca. 6. Jahrhundert v. Chr.) erinnern: „Wahre Worte sind nicht immer schön; aber schöne Worte sind auch nicht immer wahr“.