Der 7. Frankfurter Aufsichtsratstag stand unter dem Motto der tripple C: „Corporate Governance – Corporate Strategy – Corporate Social Responsibility”. Experten auf der Bühne und hochkarätige Teilnehmer informierten und diskutierten – teils kontrovers, aber immer spannend – aus vielen Blickwinkeln.
Die Veranstaltung startete mit der Darstellung der Ergebnisse der aktuellen Umfrage zum Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK) durch AdAR (Prof. Dr. Stefan Siepelt), ArMID (Volker Potthoff) und FEA (Prof. Dr. Peter Ruhwedel). Befragt wurden 131 Mitglieder der drei Verbände. Festzuhalten bleibt, dass die Befragten überwiegend zu dem Ergebnis kamen, dass der DCGK seit 2002 zu einer spürbaren Verbesserung der Corporate Governance beigetragen habe. Dem Prinzip „Comply and Explain“ dagegen wurde eine klare Absage erteilt. Es findet wenig Zustimmung. Abgerundet wurden die Resultate durch die Vorstellung von Maßnahmen zur Steigerung der Wirksamkeit des Kodex untergliedert in die Bereiche „Akzeptanz, Verständlichkeit, Inhalte und Anwendung“. Besonders hervorzuheben sind dabei Maßnahmen, die auf die Erhöhung der Flexibilität des Kodex (Proportionalität) sowie der Transparenz über „gelebte“ Governance abzielen. Prof. Dr. Rolf Nonnenmacher gab anschließend einen Einblick und Ausblick zur Kodex Reform 2019. Im Zentrum stehe dabei die Steigerung der Relevanz des Kodex – er müsse das maßgebende Regelwerk für Corporate Governance sein.
Corporate Governance – Vorstandsvergütung auf dem Prüfstand
Nach diesem gelungenen Auftakt zum Kodex begann nach einer zum Netzwerken einladenden Kaffeepause in dem wunderschönen Kreuzgang des Kloster und der Möglichkeit, die Stände der Aussteller zu besuchen und Fachgespräche zu führen die erste Paneldiskussion zu „Corporate Governance – Gutes bewahren – Neues wagen“. Auf dem Podium unter der Moderation von Marc Tüngler wurde heiß diskutiert: So brachte Dr. Lasse Pütz die Sicht der Arbeitnehmer in die Runde und das Argument, dass die Vorstandsvergütung in erster Linie gesellschaftlich akzeptabel sein sollte. Prof. Dr. Wulf von Schimmelmann wies daraufhin, dass auch die Gesamthöhe der Gesamtvergütung (Pensionsansprüche, LTI etc.) nicht aus den Augen verloren werden dürfe. Das Plenum nahm rege Anteil – so wurden u.a. Fragen zum Prinzip des „Ehrbaren Kaufmanns“ gestellt und ob dieses weiter unangetastet im DCGK verankert bleiben werde. Dies wurde von Prof. Dr. Rolf Nonnenmacher bestätigt. Außerdem sei angedacht, die Präambel des Kodex um CSR bzw. E und S zu ergänzen.
Corporate Strategie – Aufgabe der Aufsichtsräte?
Nach der Mittagspause im Steigenberger Frankfurter Hof startete der Nachmittag mit einem engagierten Impulsvortrag von Prof. Dr. Burkhard Schwenker zum Thema „Strategie – wieviel Aufsichtsrat verträgt die Strategie“. Prof. Dr. Burkhard Schwenker betonte, dass Führung persönlicher werden müsse und funktionales Know-How wichtiger sei als Industrie Know-How. Strategie sei Chefsache und Kernaufgabe der obersten Führung, die Ungewissheit und den Umgang damit zu ihrem Thema machen müsse. Dies beschrieb er plastisch anhand des Kapitäns eines Flottenschiffes, der das operative Doing seinem ersten Offizier überlässt um sich der Strategie und damit der Ungewissheit zu widmen. In der darauffolgenden Podiumsdiskussion, moderiert von Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb, forderte Dr. Christine Bortenlänger mehr Mut von Aufsichtsräten, Meinungen auch im Plenum kundzutun und brachte ihrer Verwunderung Ausdruck, wie wenig sich Gremien auf neue Herausforderungen vorbereiten. Die Tätigkeit als Aufsichtsrat dürfe kein Hobby sein. Strategie sei ein Thema, das nicht nur in Ausschüssen stattfinden dürfe. Prof. Dr. Stefan Simon machte deutlich, dass es sich bei dem Aufsichtsrat nicht um einen monolithischen Block handele. Eine neue Vermassung sei notwendig für das Verhältnis von Vorstand und Aufsichtsrat. Die Beratungsrolle des Aufsichtsrats sei bisher wenig betrachtet worden, eine aktivere Rolle sei jedoch wünschenswert: Der Vorstand spiele quasi die Vorhand und der Aufsichtsrat übernehme die Rückhand. Eine Wortmeldung von Prof. Dr. Peter Hommelhoff lenkte den Blick zurück auf die Grenzen durch das Aktienrecht, indem er verdeutlichte, dass die Grundfunktion des Aufsichtsrats nicht angegriffen werden dürfe.
Corporate Social Responsibility oder die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmens
Das letzte Panel beschäftigte sich mit dem dritten „C“, der Corporate Social Responsibility und gab ein „Zwischenfazit und Ausblick zu den neuen Prüfpflichten“. Kai Beckmann machte in seinem Impulsvortrag auf den Gap zwischen Realität und Gesetz aufmerksam. Aufsichtsräte, die ja nicht für Nachhaltigkeit zuständig seien, müssen auf einmal alles können, so Angelika Pohlenz im Rahmen der Podiumsdiskussion. Klaus Rainer Kirchhoff vertrat die Auffassung, dass richtig verstandene Nachhaltigkeit ein Wettbewerbsvorteil sei. Die Chance, die das CSR-RUG biete, werde jedoch nicht wahrgenommen – hier könne sich der Aufsichtsrat beteiligen. Ingo Speich spannte den Bogen von CSR zurück zur Strategie: Wenn man eine vernünftige Strategie habe, brauche es keine Regulierung.
Der erfolgreiche Tag endete mit einem Schlusswort von Prof. Dr. Stefan Siepelt und der Bekanntgabe des Termins für den 8. Frankfurter Aufsichtsratstag. Wir haben uns den 25. September 2019 bereits notiert.
Und noch ein Tipp für nächstes Jahr: Der Exzellenz-Workshop „Best Practice in der Aufsichtsratsarbeit anhand einer simulierten AR-Sitzung“ bekam exzellente Bewertungen von den diesjährigen Teilnehmern! Also vormerken für 2019!