Die Arbeit im Governance – und insbesondere im Compliance-Bereich – eines öffentlichen Unternehmens unterscheidet sich vom Grundsatz her nicht wesentlich von der in einem „klassischen“ privatwirtschaftlichen Unternehmen. Allerdings stehen öffentliche Unternehmen vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits wird von ihnen eine höhere Bereitschaft zur Einhaltung von Recht und Gesetz erwartet. Andererseits müssen sie auch strengere und umfassendere Gesetze und Verwaltungsvorschriften beachten.
Auch das Land Berlin stellt besondere Anforderungen an seine Gesellschaften, so etwa die Anwendung des Berliner Corporate Governance Kodex. Dieser knüpft die Steigerung des nachhaltigen Unternehmenswertes auch an das Bestehen eines wirksamen Corporate Governance Managements. Danach sind neben einem Compliance Management, das für die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen und unternehmensinternen Richtlinien sorgen soll, auch ein angemessenes Risikomanagement und Risikocontrolling im Unternehmen zu betreiben. Ebenso stärkt eine gute Governance- und Compliance-Arbeit das Vertrauen von deutschen und ausländischen Stakeholdern in den Wirtschaftsstandort Berlin.
Wie lassen sich diese Vorgaben bei einem mittelständischen Unternehmen wie der Messe Berlin nun möglichst effektiv sowie gleichzeitig auch effizient und kostengünstig gestalten? Hier hat man sich für einen integrativen Ansatz der Corporate Governance-Funktionen – also von Compliance, Risikomanagement, Revision, Prozessmanagement und Richtlinienmanagement – entschieden, um eine möglichst reibungslose Zusammenarbeit zu erreichen. Die Kunst besteht bei diesem Ansatz darin, die einzelnen zugehörigen Systeme weitestgehend in Einklang zu bringen. Zwar verfolgen das Interne Kontrollsystem (IKS), das Compliance-Management-System und das Risikomanagementsystem jeweils spezifische Ziele, doch gibt es etliche Überschneidungen und Verknüpfungspunkte, die zu Synergien führen können.
Eine Verzahnung dieser Kontrollfunktionen, wie sie bei der Messe Berlin schon gelebt wird, existiert aktuell häufig nur in der Theorie. Sie liefert jedoch einen unschätzbaren Mehrwert für die Organisation, die Mitarbeiter sowie letztendlich auch für die Führung eines Unternehmens, weil Risiken durch den „Matrixblick“ ganz anders handhabbar werden und die Bündelung zu einer einheitlichen Corporate-Governance-Sprache führt, auf deren Verständlichkeit so auch besser geachtet werden kann. Die oben genannten Corporate Governance-Funktionen haben so viele gemeinsame Themen, dass diese sinnvoll genutzt und im Sinne der Adressaten so gestaltet werden können, dass sie nicht als belastend, sondern als unterstützend wahrgenommen werden. Daher kann dieses Modell gewiss auch auf Unternehmen anderer Branchen und Größenordnungen übertragbar sein. Je größer das Unternehmen, desto wichtiger sind aber klare und gemeinsame Grundsätze zum Umgang mit den jeweiligen Themen sowie eine starke Governance-Rolle der zuständigen Stelle.