12-07-2022
Ein Problem, das zwar unübersehbar im Raum steht, aber vornehm verschwiegen wird, nennt
man im Englischen treffend „the elephant in the room“. Diesen Eindruck gewinnen Führungskräfte, wenn die Compliance-Kommunikation nur breit geteilte und völlig unstrittige, letztlich austauschbare Werte zum Thema macht, ansonsten aber, „um den heißen Brei herumredet“. Als implizite Botschaft kommt dann an: Die Kolleg:innen aus der Compliance haben halt wenig Bezug zum Tagesgeschäft. Die Herausforderung besteht darin, dass unternehmensspezifische Compliance-Risiken zwar wichtige, aber oft auch heikle Themen sind, wie drei Beispiele zeigen.
Zielvorgaben und Fehlerkultur: In engen Märkten mit relativ austauschbaren Produkten prägt Effizienzdenken die Kultur. Im „Dauer-Change“ führen Sparprogramme und Restrukturierungsprozesse zu stetig steigenden Zielvorgaben; bis der Druck so hoch ist, dass „nicht sein darf, was nicht sein kann“. Die verfehlten Ziele werden verschwiegen. Das notwendige Pendant zu hohen Zielen ist aber eine konstruktive Fehlerkultur; also die Bereitschaft von Führungskräften, das Verfehlen von Zielen zu diskutieren, und den Mut des Einzelnen, Nicht-Erreichtes oder Nicht-Erreichbares auch offen zu legen. Der Dieselskandal lässt grüßen.