10-07-2024
Die Deutsche Compliance Konferenz 2024, die vom 11. bis 12. Juni im Industrieclub Düsseldorf stattfand, bot eine umfassende Plattform für den Austausch zu aktuellen Themen und Herausforderungen im Bereich Compliance. Über 1 ½ Tage hatten die Teilnehmer – sei es online oder vor Ort – die Möglichkeit, sich in der in vier Themenblöcke gegliederten Veranstaltung auf den neuesten Stand zu Kartellrecht, Lieferkette, Cyber und Kultur zu bringen.
Der erste Konferenztag begann mit der Begrüßung durch die Moderatoren (Herren Bielefeld, Piernot und Kutschke), gefolgt von einem Vortrag von Frau Dr. Roesen (Leiterin der Sonderkommission für Kartellbekämpfung, Bundeskartellamt), die den ersten Themenblock Kartellrecht einleitete. Sie betonte die schwerwiegenden Folgen illegaler Absprachen zwischen Unternehmen, die zu Bußgeldern und Sanktionen führen können und ging ausführlich auf die Kronzeugenregelung ein. Dr. Roesen appellierte an die Bedeutung von Wettbewerb und Chancengleichheit, die durch Compliance-Systeme gefördert werden können.
Im Anschluss hielt Dr. Georg Böttcher, Chief Counsel Competition der Siemens AG, einen Vortrag über die praktischen Herausforderungen an und den Umgang mit kartellrechtliche® Compliance am Beispiel des Compliance-Systems von Siemens. Er betonte, dass Compliance von der Unternehmensspitze aus beginnen und als integraler Bestandteil der Unternehmenskultur angesehen werden muss. So können sich Mitarbeiter bei Siemens bei Problemen an die Rechtsabteilung wenden, um gemeinsam Lösungen zu finden und zu entwickeln. Nach einer angeregten Diskussion folgte die erste Kaffeepause, die Möglichkeiten zum Netzwerken bot.
Lieferkette – ein Abriss aus Sicht der Stakeholder
Der zweite Themenblock des Tages, der sich mit der Lieferkette beschäftigte, begann mit einem Vortrag von Lars Steineck (Head of Compliance & Secutity, SCHOTT AG), der praxisnah über die Umsetzung der Sorgfaltspflichten des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) bei seinem Unternehmen berichtete. Richard Wilhelm (Referatsleiter, BAFA) sprach anschließend über die Zusammenarbeit in der Lieferkette und gab Hinweise zur LkSG-Compliance aus Sicht der Behörde. Tamara Bülow (Senior Product Specialist, EQS Group) betonte in ihrem Vortrag, dass das LkSG als Chance betrachtet werden sollte, um einen Mehrwert für das Unternehmen zu schaffen. Compliance sollte im Unternehmen vernetzt und aktiv in die Kommunikation einbezogen werden. Dr. Lars Kutzner (Partner, Osborne Clarke) rundete das Thema Compliance in der Lieferkette mit einem pointierten Vortrag ab. Der erste Konferenztag endete mit einer spannenden Diskussion, die um die Teilnehmer Herren Goßler (Partner, Addleshaw Goddard (Germany) LLP) und Reinhard (Senior Legal Counsel, STDA Arzneimittel AG) bereichert wurde, in der die Pain Points der jeweiligen Stakeholder herausgearbeitet und besprochen wurden.
Cybersecurity und Kultur bestimmen den zweiten Veranstaltungstag
Der zweite Konferenztag wurde von Dominic E. Piernot und Jörg Bielefeld eröffnet, die einen interaktiven Tag ankündigten. Der erste Themenblock widmete sich den aktuellen rechtlichen und praktischen Entwicklungen im Bereich Cyber. Jörg Bielefeld begann mit einem Vortrag, in dem er die lückenhafte Regelung zu KI-generierten Inhalten aufzeigte und die provokante Frage stellte, ob Cyberkriminelle nun alle Freikünstler seien. Lewis Bennett (Senior Director, FTI Consulting Deuschland GmbH, folgte mit einem Vortrag über „Gen AI: Compliance Use Cases“, in dem er die Anwendung von generativer KI in Compliance-Fällen beleuchtete und anschaulich erläuterte.
Johannes Schunter (Referent Wissensmanagement, Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V.) präsentierte anschließend die KI-Leitlinien der Diakonie Deutschland und Brot für die Welt, die einen praxisnahen Orientierungsrahmen für einen verantwortungsvollen organisationsinternen Umgang mit KI bieten. Jan Stappers (Director Regulatory Solutions, NAVEX) setzte den Block mit dem Thema „(Gen) AI Risk and Compliance“ fort, bevor Dr. Eren Basar (Partener, Wessing & Partner Rechtsanwälte mbB) das Thema Cyber mit einem Vortrag über Cybercompliance und eindrucksvolle Sanktionsrisiken – Stichwort § 266 StGB – abschloss
Nach einer kurzen Pause, die mit dem freundlichen Klingeln einer Glocke beendet wurde, präsentierte Markus Hartmann (Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen – ZAC NRW –, Generalstaatsanwaltschaft Köln) die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Strafverfolgern im Bereich Cybercrime und Cybercompliance. Er veranschaulichte dies anhand eines konkreten Beispiels eines Cyberangriffs auf ein Düsseldorfer Krankenhaus und beschrieb die Verhaltensweisen verschiedener Parteien bei einem solchen Angriff.
Es wird interaktiv – die Breakout-Sessions
Um 11:50 Uhr wechselten die Teilnehmer zu den Breakout-Sessions, die unterschiedliche thematische Schwerpunkte boten und damit eine intensivere Auseinandersetzung mit spezifischen Aspekten der Cybercompliance boten. Zur Wahl standen: „Unsicherheitsfaktoren in komplexen internen Ermittlungen meistern; „Verpflichtung zur Nachhaltigkeit: Compliance als Schlüssel zum Klimaschutz“ und „Akzeptanz von Compliance steigern: Praxisnahe Einblicke und Lösungen für ein proaktives Compliance-Management in Unternehmen
Nach der Mittagspause hielt Jörg Bielefeld einen mitreißenden Vortrag mit dem Titel „Ultimativer Kultur-Stresstest: #metoo-Fälle – ein Praxisbericht“, in dem er betonte, dass Krisen als Chancen für Optimierung gesehen werden sollten. Willy-Patric Freund (Abteilungsleiter Compliance und Revision, Pfalzwerke Aktiengesellschaft) erläuterte anschließend, wie ein Compliance-Mindset in Führungskräften verankert werden kann und zog das Beispiel des „Pinto-Dilemmas“ heran. Er zeigte seine „geheime Formel“ für den richtigen Umgang: Es braucht Regeln und es muss zugehört werden.
Alwina Neumann und Peter Zawilla (beide Geschäftsführer CORE Developing Culture GmbH) schlossen den Themenblock mit einer Präsentation über die Wirksamkeit von Compliance-Kultur und die Bedeutung messbarer Ziele für den Erfolg von Compliance-Programmen. Peter Zawilla fasste die gewonnenen Erkenntnisse treffend zusammen: „Wann baute Noah seine Arche? …VOR der Sintflut!“
Der zweite Konferenztag endete mit einer abschließenden Diskussion und Austausch zum Thea Kultur und einem Networking Coffee, der den Teilnehmern die Möglichkeit bot, ihre Erfahrungen und Eindrücke auszutauschen, neue Kontakte zu knüpfen und bestehende zu festigen.
Auch dieses Jahr bot die Deutsche Compliance Konferenz 2024 eine interaktive und umfassende Plattform für den Austausch über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich Compliance und förderte den interaktiven Dialog zwischen den Teilnehmern. Wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen in 2025!
Ausgerichtet wurde die Veranstaltung von der dfv Mediengruppe.